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Interessant + Wissenswert


Sagen und Geschichten

„Private“ Einweihung der Autobahn

Als im Dezember 1960 das Autobahn-Teilstück der A7 im Raum Hildesheim fertiggestellt wurde, nahm ein Volkersheimer Bürger auf eigene Faust eine Autobahn-Einweihung vor, die der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung damals einen Bericht wert war.

Achtzigjähriger marschierte von Volkersheim nach Hildesheim.

Das Ereignis des heutigen Tages ist für Hildesheim-Stadt und -Land die Einweihung der Autobahn Hildesheim – Seesen. Nach der Benachrichtigung durch unsere Leserin Fr. Grossmann aus Hildesheim hat ihr 80-jähriger Onkel Wilhelm Wiege aus Volkersheim seine „private“ Einweihung schon vorweggenommen. Am 8. Dezember erschien der alte Herr plötzlich und unangemeldet in der Güntherstraße zu Besuch. Er war zu Fuß auf der Autobahn von Volkersheim nach Hildesheim marschiert, das sind etwa 28 Kilometer. Der alte Herr wollte durchaus die Strecke gehen, ehe sie freigegeben wurde. Trotz des langen Weges war der wohl nicht mehr jugendliche „Marschierer“ nicht müde und „am Ziel“ noch sehr rüstig.

Ab heute dürfte Wilhelm Wiege die Autobahn nicht mehr zu Fuß begehen. Er hat sich für dieses körperliche Training also gerade noch den richtigen Zeitpunkt ausgesucht.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 15.12.1960

Brennender Busch

Ein Mann ging von Volkersheim nach Mahlum. In der „Hannecke“ sah er in einem Busch ein Feuer brennen. „Halt“, sagte sich der Mann, „da ist Feuer für meine Pfeife.“

Er stopfte sie, ging hin, zündete sie mit einem brennenden Holzstückchen an und ging weiter. Als er in Mahlum den ausgebrannten Pfeifenkopf ausklopfte, fiel mit der Asche ein Goldklümpchen

Die versunkenen Glocken von Pockenhausen

Schenkt man den Geschichten, die man sich im Ambergau erzählt, Glauben, dann lohnt es sich, dort mit einem Spaten durch die Feldmark zu ziehen und hier und dort tief zu graben. So sollen die Bewohner des wüst gefallenen Ortes Hachum einst ihre Schätze und Kostbarkeiten und die Glocke ihres Kirchturms vergraben haben, um sie vor dem Raub feindlicher Kriegstruppen zu schützen. An der Stelle, an der der Kirchtum stand, soll später eine Sau die Glocke aus der Erde gewühlt haben. 

Von Königsdahlum erzählt man sich, dass dort die Glocke der nicht mehr existiertenden Marienkapelle so tief in der Erde versank, dass sich das dabei entstandenen Loch schließlich mit Wasser füllte. Seitdem soll es dort den Glockenbrunnen geben, der nie versiegt.

Und auch in der Feldmark von Pockenhausen, das einmal nahe Ortshausen lag, gibt es einen Glockenbrunnen, von dem die Sage geht, dass in ihm die Glocken des untergegangenen Dorfes ruhen.

Alle Geschichten aus: Blume, Hermann, Von Tückeboten, Lüchtenkeerls und weißen Frauen, Sagen und Erzählungen aus dem Hildesheimer Land, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1986


Spuren von historischen Produktionsstätten

Schmiede Sonnemann

Zu finden: Georgsberg

Der Volkersheimer Kirche direkt gegenüber liegt am Georgsberg die ehemalige Schmiede Sonnemann. In ihrer ursprünglichen Funktion wird sie heute natürlich nicht mehr genutzt. Die Einrichtung ist aber zumindest zum Teil erhalten geblieben, was man sehen kann, wenn man einen Blick von außen durch eines der Fenster wirft.

Windmühle          

Zu finden: an der L497 (Zum Bakenrode) Ri. Schlewecke

Die Geschichte der Volkersheimer Mühle lässt sich weit zurückverfolgen. Die erste Bockmühle wurde etwa um 1300 an der Grenze zum nördlich gelegenen Schlewecke errichtet. 1317 wird der Verkauf der Volkersheimer Windmühle an das Godehardikloster in Hildesheim erwähnt, die bis dahin zu gleichen Teilen Ludolf und Siegfried von Cramm gehört hatte. Diese Mühle kehrt später als Lehen wieder in ihren Besitz zurück und sowohl die Volkersheimer als auch die Schlewecker wurden verpflichtet, ihr Korn ausschließlich hier mahlen zu lassen und die Arbeit in Form von steuerlichen Abgaben nach Volkersheim zu entrichten. Da der Betrieb der Mühle stark von Wind und Wetter abhängig war, entbrannte um diesen „Mühlenzwang“ ein heftiger Streit zwischen den Schlewecker Bauern und den Volkersheimer Lehnsherren. Die Bauern wollten ihr Korn lieber in der Wassermühle des benachbarten Werder oder in Bockenem mahlen lassen, um witterungbedingte Wartezeiten von mehreren Tagen oder Wochen zu vermeiden. Als die Flügel der Volkersheimer Mühle im Jahre 1761 bei einem Sturm schweren Schaden nahmen, unterwarfen sich die Schlewecker Bauern nach der Instandsetzung dem Mühlenzwang nicht mehr.

1884 wurde die Mühle an der jetztigen Stelle neu gebaut. Sie blieb mit Unterbrechungen während der beiden Weltkriege bis zum Jahre 1952 in Betrieb und stand längere Zeit unter Denkmalschutz. Als ein orkanartiger Sturm im Verlaufe dieses Jahres einen Schaden im Wert von 8.000 DM verursachte, verweigerte die Denkmalschutzbehörde in Braunschweig eine Reparaturkostenbeteiligung und hob den Denkmalschutz auf. So steht die Mühle nördlich von Volkersheim heute ohne Flügel da. Sie ist über die L497 Richtung Schlewecke zu erreichen und noch immer im Besitz der Schwiegertochter des letzten Mühlenbetreibers.       

Brauerei Bültemann

Zu finden: Hainbergstr.

Die Volkersheimer Brauerei ist lange Geschichte, doch mit dem Spruch Heute wird bekannt gemacht, dass niemand in die Beffer macht, denn Bültemann will brauen ist sie im Ort in Erinnerung geblieben.

Seit Gründung im Jahre 1895 im Besitz der Familie Bülteman, führte August Bültemann sie ab 1909 als Süßbier-Brauerei. Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm kehrte nicht aus dem 2.Weltkrieg zurück, weshalb seine Witwe Berta ab 1946 die Leitung des Betriebes bis zur Schließung übernahm.


Wirtschaftsbetriebe

Landwirtschaftl. Vollerwerbsbetrieb Bartold von Gadenstedt

Von den ehemals zahlreichen landwirtschaftliche Betrieben Volkersheims existieren heute noch drei Vollerwerbsbetriebe, zu denen der Hof des schon erwähnten Landwirtes Lange und der Betrieb der Familie von Gadenstedt gehören.

Bartold von Gadenstedt hat durch seinen Beruf zu einem besonderen Hobby gefunden: Er sammelt betagte Hanomag-Traktoren. Die Liebe zu alten Traktoren wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Aufgewachsen im großen landwirtschaftlichen Familienbetrieb, den er schließlich von seinem Vater übernahm, kennt er diese Maschinen schon aus seiner Kindheit und saß bereits 1971 selbst auf einem echten Hanomag. Technik und Form haben ihn seitdem fasziniert und so hat er mittlerweile eine stattliche Sammlung von zehn Fahrzeugen aus der Zeit von 1938 bis 1971 zusammengetragen, die auch heute noch hin und wieder bewegt werden, ansonsten aber sauber und trocken in einem eigenen Gebäude auf seinem Hofgelände stehen – unschwer zu erkennen am typischen Hanomag-Logo über dem Tor.

Gemeinsam mit den Experten des Technik-Forum Hanomag IG in Störy, die hier ebenfalls zahlreiche Fahrzeuge des einst ruhmreichen Traditionsunternehmens aus Hannover sammeln und instand setzen, macht Bartold von Gadenstedt den Ambergau so zu einer echten Hanomag-Hochburg.